Haarausfall erkennen und stoppen

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Die wichtigsten Begriffe rund um den Haarverlust

Wissen ist Macht. Das gilt auch beim Thema Haarausfall. Es gibt viele Mythen dazu – und noch viel mehr Fachbegriffe. Denn um den Haarausfall zu stoppen, sollte man sich vorab mit einigen Begriffen rund um die Haare und das Wachstum auseinandersetzen. Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, erklären wir hier einige davon.

Haarlexikon

Alopezie

Der Verlust von etwa 100 Haaren am Tag ist ganz normal. Bemerkt man jedoch, dass deutlich mehr Haare in der Bürste hängen bleiben oder sich der Haarschopf lichtet, handelt es sich womöglich um krankhaften andauernden Haarausfall, auch Alopezie genannt. Dabei unterscheidet man drei Formen: diffusen Haarausfall (Alopecia diffusa), kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) und erblich bedingten Haarausfall (androgenetische Alopezie). Am meisten verbreitet ist der erblich bedingte Haarausfall. Typisch dafür sind Geheimratsecken bei Männern, die sich immer weiter ausdehnen oder der lichte Scheitel bei Frauen, bei dem die Kopfhaut zu sehen ist.

Azyklisches Wachstum

Jedes Haar hat seinen eigenen Wachstumszyklus. Die Haarwurzel befindet sich über einen Zeitraum von zwei bis sechs Jahren in der Wachstumsphase. Anschließend findet während einer ein- bis zweiwöchigen Übergangsphase in der Haarwurzel ein struktureller Umbau statt. In der folgenden Ruhephase verbleibt das alte Haar noch zwei bis vier Monate in der Haarwurzel. Gleichzeitig bildet sich ein neues Haar. Durch das nachwachsende Haar fällt das alte aus und eine neue Wachstumsphase beginnt. Es gibt also kein Wachstum aller Haare gleichzeitig – sie wachsen azyklisch. Nur so ist es möglich, volles Haar zu erhalten.

Haarfollikel

Der Follikel, auch Haarbalg genannt, umgibt die Haarwurzel und verankert das Haar in der Haut. Außerdem ist er als eine Art Produktionsstätte der Haare anzusehen und sorgt für deren wichtige Nährstoffversorgung. Ist der Haarfollikel beschädigt oder entzündet, hört das Haar auf zu wachsen und fällt schließlich aus. Um das Haarwachstum wieder anzuregen und die Nährstoffversorgung der Follikel zu verbessern, gibt es je nach Art des Haarausfalls verschiedene Maßnahmen. Bei erblich bedingtem Haarausfall kann der Wirkstoff Minoxidil angewendet werden, um die Nährstoffversorgung des Haares zu unterstützen.

Keratin

Keratin ist ein elastisches Eiweiß (Protein) und Hauptbestandteil der Haare und Nägel. Haare bestehen zu 90 Prozent aus Schichten von Keratin. Es sind quasi ineinandergeschlungene Fäden, die vor allem für Elastizität und Festigkeit der Haare sorgen. Trotz seines geringen Durchmessers von 0,03 bis 0,13 Millimeter kann ein gesundes Haar dadurch ein Gewicht von etwa 100 Gramm tragen – also etwa eine Tafel Schokolade. Nicht zu verwechseln ist Keratin mit Kreatin, was für den Muskelaufbau zuständig ist.

Minoxidil

Minoxidil ist ein Wirkstoff, der ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wurde. Dabei fiel auf, dass bei seiner Einnahme auch die Körperbehaarung zunahm. Seitdem verwendet man es gegen erblich bedingten Haarausfall. Minoxidil unterstützt die Haarfollikel, indem es die Blutgefäße erweitert und die Blut- und Nährstoffversorgung des Haares unterstützt. Zudem werden Zellen, die Keratin produzieren, angeregt und die Wachstumsphase der Haare wird aktiviert.

Talgdrüsen

Talgdrüsen sitzen an Haarfollikeln und produzieren fetthaltiges Sekret, den Talg, der das Haar und die oberste Hautschicht geschmeidig hält. Sie kommen fast am ganzen Körper vor. Ein Haarfollikel kann bis zu fünf Drüsen haben. Der Talg schützt Haut und Haare vor dem Austrocknen sowie vor Krankheitserregern und Chemikalien. Eine hohe Talgproduktion kann dazu führen, dass die Poren der Haut verstopfen. Die Folge kann dann Haarausfall sein, da die Haare auf Dauer nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden.

Testosteron

Testosteron ist ein Sexualhormon, das bei Männern und Frauen vorkommt, allerdings unterscheidet es sich bei beiden in Konzentration und Wirkung. Beim Mann wird das Hormon in den Hoden gebildet, bei der Frau in den Eierstöcken und in der Nebennierenrinde. Testosteron fördert die Entwicklung der Geschlechtsreife und ist auch an der Regulation des Haarwuchses maßgeblich beteiligt. Wenn der Körper zu wenig Testosteron produziert, wird die Wachstumsphase verkürzt. Das allein führt jedoch noch nicht zu Haarausfall. Der Grund ist eine genetisch bedingte Sensibilität der Follikel für das Sexualhormon Dihydrotestosteron (DHT), ein Zwischenprodukt aus Testosteron, das in den Haarwurzeln gebildet wird. Die Überempfindlichkeit gegen DHT bremst das Haar in seinem Wachstum. In der Folge wird die Ruhephase vor dem Ausfallen schneller eingeleitet und die Haare wachsen nicht nach.

Vitamin H

Vitamin H, auch Biotin oder Vitamin B7 genannt, ist ein wasserlösliches Vitamin, das der Körper täglich benötigt. Unser Stoffwechsel kann Vitamin H jedoch nur in geringen Mengen herstellen. Deshalb muss es täglich über die Nahrung aufgenommen werden, etwa über Rindfleisch, Haferflocken, Bananen, Haselnüsse oder Eigelb. Es fördert den Aufbau von Keratin und erhöht die Stoffwechselaktivität, die für das gesunde Wachstum von Haaren und Nägeln verantwortlich ist. Dadurch wird die Struktur verbessert und die Festigkeit gestärkt. Laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) liegt der tägliche Bedarf an Vitamin H bei Erwachsenen bei 30 bis 60 Mikrogramm, ebenso bei Schwangeren und Stillenden.

Haarausfall stoppen – der erste Schritt

Die Begriffe sind geklärt – so weit so gut! Jetzt geht es darum, das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen und dem Haarausfall den Kampf anzusagen. Der erste Ansprechpartner ist hier immer der Hautarzt bzw. die Hautärztin. Dermatologen führen, zum Teil sogar in einer speziellen Haarsprechstunde, eine ganz genaue Haaranalyse durch, um zunächst die Ursache festzustellen und daraufhin eine richtige Behandlung zu empfehlen. Hat man die Ursache bereits identifiziert, kann man sich auch in der Apotheke Rat einholen. Bei erblich bedingtem Haarausfall wird zum Beispiel der Wirkstoff Minoxidil empfohlen, welcher die Nährstoffversorgung der Haare unterstützt und das Haarwachstum langfristig wieder anregt. Für einen maximalen Erfolg ist es immer wichtig, genau den Anweisungen auf der Packungsbeilage zu folgen. Bei Fragen immer an den Hautarzt oder die Hautärztin des Vertrauens wenden.