Haarausfall? Welcher Arzt ist jetzt der richtige?

haarausfall_welcher_arztAdobe Stock / Triocean

Wir alle verlieren täglich Haare. Dabei ist es gar nicht so einfach, herauszufinden, ab wann es Zeit ist, den Haarausfall ärztlich untersuchen zu lassen. Haarausfall ist dann bedenklich, wenn wir mehr als etwa 60 Haare am Tag verlieren. Doch welche Ursachen dahinterstecken, welcher Arzt bzw. welche Ärztin bei Haarausfall aufgesucht werden sollte, und welche Behandlung die richtige ist, wird hier zusammengefasst.

Wie viel Haarverlust am Tag ist noch normal?

Oftmals hört man, dass der Ausfall von 100 Haaren am Tag normal sei. „Das ist jedoch viel zu viel! Bereits ab 60 Haaren am Tag sollte man wachsam sein und die Ursache für den vermehrten Haarausfall von einem Spezialisten bzw. einer Spezialistin untersuchen lassen“, sagt Dermatologe und Haarexperte Dr. Gerhard Lutz.

So können die Haare einfach gezählt werden

Für das tägliche Haarezählen gibt es verschiedene Methoden, die zum Teil sehr mühsam sind. Dr. Gerhard Lutz hat daher eine einfache Variante:

  • Morgens vor dem Haarewaschen mit fünf Bürstenstrichen die Haare kämmen, bei der linken Kopfseite angefangen, über die Kopfmitte bis hin zur rechten Kopfseite.
  • Die ausgefallenen Haare in der Bürste können dann zum Beispiel im Waschbecken gesammelt und gezählt werden.
  • Diese Methode sollte man jeden Tag über zwei Wochen durchführen, denn man hat beispielsweise viel weniger Haare in der Bürste, wenn die Haare frisch gewaschen sind.  Durch das tägliche Kämmen innerhalb von zwei Wochen bekommt man einen guten Gesamtüberblick.

Welcher Arzt bei Haarausfall?

Die erste Anlaufstelle bei Haarausfall sollte die Dermatologie sein, also der Hautarzt bzw. die Hautärztin. Denn dort kann eine umfangreiche Analyse, zum Beispiel in Form einer Haarsprechstunde, durchgeführt werden, um den Haarausfall zu diagnostizieren und mit der entsprechenden Behandlung wieder in den Griff zu bekommen. Auch Hausärzt:innen können beratend zur Seite stehen. Diese überweisen die Patient:innen jedoch oftmals schnell in die Dermatologie, um speziellere Analysen durchzuführen.

Sollte die Haarausfallursache bereits feststehen, ist es ratsam, diese mit Fachexpert:innen zu besprechen. Der diffuse Haarausfall ist zum Beispiel oftmals hormonell bedingt und kann etwa nach der Schwangerschaft, Stillzeit oder den Wechseljahren vorkommen. Hier ist der Rat von Gynäkolog:innen sinnvoll. Auch Ernährungsmediziner:innen können eine wichtige Rolle spielen, wenn es sich nachweislich um einen Nährstoffmangel handelt.

Wie läuft eine Haarsprechstunde in etwa ab?

Zunächst sollte man sich zu einer Haarsprechstunde informieren – nicht jede(r) Dermatologe oder Dermatologin führt eine umfangreiche Haarsprechstunde durch. Wird eine Haarsprechstunde angeboten, kann diese wie folgt ablaufen: „Zu Beginn der Haarsprechstunde erfolgt zunächst eine eingehende Anamnese. Das heißt, man klärt mit dem Patienten bzw. der Patientin ab, ob eine familiäre Belastung besteht und Erkrankungen vorliegen, die mit Haarausfall bzw. mit einer Haarwachstumsstörung verbunden sein können. Nach einer ausführlichen Befragung begutachtet man mit bloßem Auge die Haardichte an vier verschiedenen Stellen – an der Kopfmitte, den seitlichen Bereichen und am Hinterkopf. Mit Hilfe einer speziell beleuchteten Lupe, dem Dermatoskop, untersucht der Arzt oder die Ärztin zusätzlich die Kopfhaut, die Austrittsöffnungen der Haare und die Haare selbst. Des Weiteren wird die Intensität des Haarausfalls durch den Haarwurzelstatus oder das digitale Phototrichogramm erfasst. Abschließend wird je nach Diagnoseverdacht noch Blut abgenommen, um die für das Haarwachstum wichtigen Blutwerte wie z. B. den Schilddrüsenwert TSH, den Ferritin-, Biotin- und Zink-Wert, den Vitamin D-Spiegel oder den Hormonhaushalt zu bestimmen“, erklärt Haarexperte Dr. Gerhard Lutz.

Wenn alle Untersuchungsergebnisse vorliegen, kann die entsprechende Therapie besprochen werden. Eine Verlaufskontrolle ist meistens erst nach einem halben Jahr sinnvoll, da die Haare Zeit brauchen, um auf die Therapie zu reagieren.

Therapiemöglichkeiten bei Haarausfall

Die Therapie von Haarausfall richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Zu den häufigsten Ursachen gehört der erblich bedingte Haarausfall. Besonders der Wirkstoff Minoxidil ist dann die richtige Wahl. Die Lösung (2 % für Frauen und 5 % für Männer) wird zweimal am Tag direkt auf die Kopfhaut aufgetragen. Von dort aus breitet sie sich aus und gelangt über die anliegenden Haarkanäle zu den Haarfollikeln. Minoxidil unterstützt die Haarfollikel, indem es die Blutgefäße erweitert und die Blut- und Nährstoffversorgung der Haare unterstützt. Zudem werden Zellen, die Keratin produzieren, angeregt, und die Wachstumsphase der Haare aktiviert. Wichtig ist es, die Anwendung von Minoxidil dauerhaft durchzuführen. Bricht man diese nämlich ab, setzt sich der Haarausfall fort.

Generell können bei allen Haarausfallformen, besonders beim diffusen Haarausfall, verschiedene Mikronährstoffe das Haarwachstum von innen unterstützen. Dazu zählen Zink, Biotin, Eisen oder Vitamin D.

Bei Haarausfall nicht lange zögern

Wichtig ist es, sich zu vergegenwärtigen, dass Haarausfall wie ein „Kriminalfall“ sein kann und dementsprechend eine strukturierte und akribische Vorgehensweise erforderlich ist, um die Ursache herauszufinden. „Egal, was Haarausfall verursacht: es belastet. Niemand fühlt sich wohl, wenn das Haar immer lichter wird. Mir ist es deshalb immer besonders wichtig, den Patient:innen zu vermitteln, dass sie rechtzeitig gegen Haarausfall ankämpfen können und auch sollten. Wenn Betroffene das Gefühl haben, es fallen mehr Haare aus als üblich, ist fachärztlicher Rat notwendig“, so Dr. Gerhard Lutz.